Ansätze zu einer funktionalistisch–kognitiven Grammatik e-bog
Warum sind sprachliche Strukturen so, wie sie sind? Wie entstehen sie? Warum verändern sie sich? Ausgangspunkt dieses Buches sind Tagebuchdaten zur Sprachentwicklung eines Kindes, die über mehrere Jahre hinweg täglich erhoben wurden. Ergänzt durch Daten aus anderen Erhebungen und Beispiele zu Sprachkontakt, -geschichte und synchroner Variation werden Parallelen und Zusammenhänge zwischen verschiedenen sprachlichen Bereichen und Sprachveränderungsformen untersucht.
Der vorzustellende Ansatz geht davon aus, daß die Systematizität der Sprache als ein Prozeß zu verstehen ist, in dem die Komplexität phonologischer, morphologischer und syntaktischer Strukturen im Laufe des Spracherwerbs langsam ansteigt. Der Diskurs liefert die nötigen Bausteine. Das Lexikon wirkt als übergreifender, zusammenfassender Faktor. Sprechhandlungen entstehen in der Interaktion. Es wird gezeigt, wie sprachliche Strukturen erworben werden, wenn statt eines angeborenen Apparates von Kategorien und Regeln generelle Verarbeitungsmechanismen zur Verfügung stehen, die in einem netzwerkartigen informationsverarbeitenden System wirken und von außen, von der Sprechsituation und Sprecher- und Hörerintention, beeinflußbar sind. Nur die informationsverarbeitenden Strategien sind angeboren - nicht jedoch grammatische Strukturen. Prozedurale und diskursbedingte Faktoren interagieren. Auf diese Weise sind die Daten aus den verschiedenen Erhebungen, Ergebnisse von Computersimulationen wie auch diachrone und synchrone Veränderungen erklärbar. Der Ansatz vereint funktionale und konnektionistische Vorstellungen und vermittelt dabei eine prozeßorientierte Vorstellung von Grammatik.