Die Existenz des Spekulativen e-bog
Trotz auffälliger systematischer Gemeinsamkeiten unterblieb bisher ein Vergleich zwischen Hegels Philosophie des subjektiven Geistes aus der Enzyklopädie der philosophischen Wissenschaften und der spekulativen Seelenlehre der spätantiken Neuplatoniker Plotin und Proklos. Dies stellt umso mehr ein Desiderat dar, als die herausragende Stellung des Neuplatonismus für Hegels Denken von der jüngeren Forschung nachdrücklich erwiesen wurde. Dieses Buch füllt diese Lücke in der Hegelforschung unter Berücksichtigung von Hegels eigener Interpretation des Neuplatonismus in den philosophiegeschichtlichen Vorlesungen. Dabei zeigt sich die besondere Bedeutung, die gerade die Seelenlehre des Plotin für Hegel besitzt: Diesem attestiert er eine in weiten Teilen dem eigenen Systemdenken adäquate Position im Hinblick auf die enge Verbindung von Seele und Geist. Und tatsächlich entspricht Plotins Vorstellung vom Verharren der Seele im Geist in weiten Teilen Hegels Lehre vom subjektiven Geist, der erst im Aufstieg zum Absoluten zu sich selbst findet. Hegel erweist sich damit auch in Bezug auf die Seelenlehre als wegweisender Interpret des Neuplatonismus.