Zwischen Berlin und Paris: Bernhard Groethuysen (1880-1946) e-bog
Der Philosoph und Historiker Bernhard Groethuysen gehört zu den herausragenden Gestalten des deutsch-französischen Kulturtransfers der Zwischenkriegszeit. Zugleich gilt er aufgrund seiner historischen Schriften als einer der Wegbereiter der modernen Kultur- und Mentalitätsgeschichte. Erstmals liegt nun eine umfassende intellektuelle Biographie des Berliner Gelehrten und Pariser homme de lettres vor, die Groethuysens Leben und Werk miteinander in Verbindung setzt und im Kontext der europäischen Geistesgeschichte des 20. Jahrhunderts verortet. Ausgehend von seinem Studium bei Wilhelm Dilthey und Georg Simmel wird Groethuysens Lebensweg, der ihn von der Berliner Universität in die Intellektuellenmilieus von Paris führte, nachgezeichnet. Bereits seit den frühen 1920er Jahren war die französische Hauptstadt zu Groethuysens Wahlheimat geworden. Hier verbrachte er den Großteil des Jahres, lebte im Freundeskreis von André Gide und machte als Lektor des bekannten französischen Verlags Gallimard Kafka und Musil in Frankreich bekannt. Zugleich war er bis 1933 während der Sommersemester als Professor für Philosophie an der Berliner Universität tätig. 1927 legte er mit seinem Werk über die Entstehung der bürgerlichen Welt- und Lebensanschauung in Frankreich einen Klassiker moderner Kulturgeschichtsschreibung vor, der sich als ein methodischer Brückenschlag zwischen französischer Mentalitätsgeschichte und deutscher Geistes- und Ideengeschichte lesen läßt.